Nach zwei Jahren der Vorfreude ist die erste der diesjährigen Debatten zum Thema Gemeinschaftliches Wohnen: Fliessende Übergänge zwischen öffentlich und privat bereits Geschichte. Wir blicken zurück auf einen Anlass, bei dem – wie erhofft – Wohnthemen aufgegriffen, angestossen und erörtert wurden und auf einen Anlass, der keinen Abschluss finden will, sondern den Diskurs fördern und die Wichtigkeit des Themas untermauern.
Den Auftakt des von Hanspeter Bürgi moderierten Anlassformats bildete der Vortrag von Susanne Schmid, der die Geschichte des gemeinschaftlichen Wohnens umriss und grundlegende Begriffe und Konzepte einführte. Anschliessend lenkte der Städtebau- und Planungshistoriker Angelus Eisinger das gemeinschaftliche Wohnen auf die Ebene der Stadt. Die Breite der anschliessenden Diskussion mit den anwesenden Gästen war trotz des Fokus auf das gemeinschaftliche Wohnen sehr gross und verdeutlicht wohl die Brisanz des Thema Wohnen im Allgemeinen. Die folgenden Aussagen vermitteln einen Eindruck des ersten Abends und zeigen, dass uns der Gesprächsstoff für die zweite Debatte am 7. April nicht ausgehen wird:
«Ich glaube, ein ganz wesentlicher Bezugspunkt des heutigen gemeinschaftlichen Wohnens ist das Quartier. Und dies durchaus im Sinn des französischen Anthropologen Marcel Mauss, der sagte, es sei ein fait social total. Es geht nicht nur um einen Aspekt, denn Quartierentwicklung ist multidimensional. Und ich bin überzeugt, dass das gemeinschaftliche Wohnen dazu einen wichtigen Beitrag leisten kann.» Angelus Eisinger
«Die Ausstrahlung solcher Projekte und die Aneignung des öffentlichen Raums, finde ich spannend. […] Wenn plötzlich die Aneignung, wie man heute sagt, zum Thema wird – nicht nur für die Leute, die so leben wollen, sondern auch für Leute, die in anderen Häusern wohnen.» Jürg Sollberger, Präsident Wohnbaugenossenschaften Schweiz Regionalverband Bern-Solothurn
«Noch eine Frage zum Massstab: Reicht ein Projekt wie die Kalkbreite oder das Zollhaus aus, um eine positive Entwicklung anstossen zu können? Oder braucht es ganze Quartiere oder riesige Areale wie das Hunzikerareal, das Warmbächli oder das Viererfeld oder schafft man dadurch nicht einfach Ghettos […] ?» Felix Walder, Stellvertretender Direktor Bundesamt für Wohnungswesen
«Es gibt verschiedene Levels, Dimensionen von gemeinschaftlichem Wohnen. […] Neuerdings gibt es ja auch Entwicklungen, in denen konventionelles Wohnen angeboten wird, eingestreut in gemeinschaftliches Wohnen. Ich denke, das sind sicher sehr spannende Modelle für die Zukunft. Auch, damit nicht nur einfach Inseln entstehen […]» Susanne Schmid
«Man muss mit einer Sensibilität unterwegs sein, man muss das Vorhandene nehmen, […] man muss in Entwicklungsschritten, in Prozessen denken. Das Gemeinschaftliche kann man auch nicht immer von Anfang an beantworten. Man muss einfach Opportunities und Chancen generieren.» Mark Werren, Stadtplaner Stadt Bern